Durch leguano Barfußschuhe wächst Dir ein neues Lebensgefühl

Aus Eiseskälte und Matsch auf den Straßen kommt sie in meine Wohnung und entledigte sich kurzer Hand ihrer Socken. Was zum Himmel? Ist sie des Wahnsinns?

Barfußlaufen in leguanos – so kam ich drauf

Meine Neugier war geweckt und schon teilte sie mit mir all ihr Wissen ums Barfußlaufen und leguano. Ihre Begeisterung sprang prompt auf mich über: Nur wenige Monate und diverse nervige Alltagswehwehchen später, begann auch mein Barfußleben in bester Begleitung von leguano. Ein kleiner Funke entfachte mein Feuer für mehr Natürlichkeit im heutigen stressgeplagten Alltag.

Doch ganz getreu der Liebe auf den ersten Blick war es nicht! Jahrzehntelang auf normale Schuhe konditioniert muss Mensch plötzlich neu lernen, natürlich zu laufen. Das bedeutete für mich und meinen Körper viel Arbeit, Geduld und Ausdauer. Doch wie sich inzwischen zeigt, lohnt sich dieser Aufwand, den es schließlich nur zu betreiben gilt bis der Körper die nötigen Muskeln mobilisiert und sich an das neue Laufgefühl gewöhnt hat.

Nun denn, leguano ist seit über anderthalb Jahren stets an meinen Füßen oder im Gepäck. Ob zu Land oder zu Wasser, wenn ganz barfuß nicht noch angenehmer wäre oder die Umweltrückstände nicht die ein oder andere Wäsche verlangen würden, könnte ich sie mir wohl direkt an die Füße tackern. Beim Schwimmen saugen sie sich an die Füße, sodass man volles Gefühl unter Wasser behält und sie schützen den Fuß außerdem vor Verletzungen an nicht-sandigen Wasserufern. Und zu Land ist leguano unschlagbar und höchstpraktisch.

Ob beim Flanieren oder Joggen, zum Wandern oder auf dem Rad – mit einem Paar kann man schon sehr weit kommen. Und wie das das Gepäck erleichtert! Und wenn es dann doch mal 30°C sind, dann lässt man die Socken weg oder geht ganz ohne Schuhkleid, wenn die Hornhaut schon aufgebaut ist und der Untergrund dies zulässt.

Das Joggen aufzugeben war keine Option

Warum ich inzwischen selber so begeistert bin? Noch vor anderthalb Jahren sagte mein Sportorthopäde, ich solle mich mit dem Gedanken anfreunden, das Joggen aufzugeben. Mein Körper könne mit der Belastung nicht umgehen. Es gäbe ja auch alternative physische Aktivitäten, die man machen kann. Trotz andauernder Schmerzen in den Füßen und Knien fand ich diese Information erschreckend. Kurze Zeit später schlichen sich dann blöderweise auch noch Rückenschmerzen ein. Das war in Summe recht ärgerlich und ein Plan zur Beseitigung jeglicher Wehwehchen musste her. Da gab es dann Physiotherapeuten, Personal Trainer, leguanos und viel Training und Schweiß.

Um die Motivation aufrecht zu halten und den Fortschritt zu tracken, nahm ich an diversen Laufveranstaltungen teil, darunter einfache Laufwettbewerbe mit kleineren Distanzen. Für die Abwechslung war auch die Teilnahme am Rheinsberger  SwimRun dabei. Bei letzterem war ich um meine leguanos heilfroh, die mich unter Wasser nicht beeinträchtigt haben und in Summe anfühlten, als würde ich ganz normal (also barfuß) schwimmen. Und Verletzungen konnte ich den gefühlsfrei paddelnden Mitschwimmern in ihren Adidas, Asics und Konsorten auch nicht zufügen.

In Summe kann ich zusammenfassen, dass das gesamte Training dazu führte, dass meine Wehwehchen langsam aber sicher das Weite suchten.

Marathons in leguanos? Kein Problem!

Die Belohnung dafür und meine kleine persönliche Krönung des Jahres erlebte ich dann am 14. Oktober. Meine Füße trugen mich im Harz über die unerprobte Distanz von etwas über 22 Kilometern und sportlichem Höhenprofil des Brockenhalbmarathons.  Dort begegnete mir lediglich ein einziger FiveFingermarathoni, der mir auf der Zielgeraden der Gleichsinnung wegen auf die Schultern klopfte. Wir sind doch eine kleine gesonderte Gemeinschaft, in der man sich über Begegnungen solcher Art immer wieder freut.

Ansonsten habe ich in dem Teilnehmerfeld keine anderen Barfußläufer entdecken können und auch in den Veranstaltungen in diesem Jahr bin ich doch eigentlich immer Außenseiter, der lediglich mal um der Attraktion willen von der Neugier Anderer angesprochen wird. Und so findet man sich in Mottoveranstaltungen, die den Läufern ein Gemeinschaftsgefühl vermitteln sollen, durchaus als einsame Glitzerflitzerin (Barmer Women’s Run) wieder.

Welcher Barfußschuh für welchen Sport?

Das Sortiment an Barfußprodukten ist recht groß und als Anfänger ist es gar nicht so einfach zu entscheiden, womit man am besten einsteigt. Auch ich hatte die Qual der Wahl und war froh darüber in einem Geschäft einzukaufen, das eine breite Palette an Marken vertreibt. So konnte ich mich durch den Markt „anprobieren“ und nach Gefühl einkaufen, was mich zu leguano führte. Für mich ist der Classic Schuh nach wie vor der beste Allrounder über viele Sportarten hinweg.

Aber jeder Schuh hat seine Vor- aber eben auch seine Nachteile. So ist der Classic im Sommer eine unerträgliche Heizung. Und für Sportarten, die schnelles Abstoppen und viele schnelle seitliche Bewegungen erfordern, ist er für mich persönlich  einfach nicht geeignet, da die Sohle an den Seiten keine Noppen mehr hat. So habe ich den einen oder anderen Fast-Unfall beim Tischtennis erlebt und so schlimmeres abgewendet und muss für diesen Sport jedenfalls auf leguano verzichten und auf andere Produkte zurückgreifen.

leguano für alle Wetter – und die anderen?

Auch muss man sich bewusst sein, dass die Schuhe nur begrenzt Feuchtigkeit abhalten. Eine tiefe Pfütze oder ein stärker Regenguss und Schneefall führen dann eben auch zu nassen Socken und/oder Füßen. Für mich persönlich ist das überhaupt kein Thema, da durch die im Schuh entstehende Hitze alles extrem schnell trocknet. Und wen es wirklich stört, der greife eben auf wasserfeste Socken zurück, die dann zumindest den Fuß trocken halten.

Ansonsten habe ich auch ein Paar der Marke Vivobarefoot, das ich nicht in dem Umfang trage bzw. tragen kann, da sie nicht die Vielseitigkeit mitbringen. Wasser halten sie genau so wenig ab und durch das härtere verarbeitete Material habe ich von ihnen bei Nässe auch meine Erfahrung mit Blasen sammeln müssen.

Und die FiveFingers – naja, da habe ich die falschen Füße für. Hier erlebe ich ein Produkt, für das ein Fuß gewachsen sein muss und keiner, der für den Fuß entwickelt wurde. Und für den Unwissenden endet die FiveFinger-Erfahrung in einer Fußanpassung, wie frau sie beispielsweise nur von spitzen und hochhackigen Schuhen kennt, wo die Zehen in eine Richtung wachsen, damit sie besser in den Schuh passen. Für mich ist es deshalb einfach kein Produkt, das den Gesundheitsaspekt und die Natürlichkeit widerspiegelt, wie es das Produkt Barfußschuh eigentlich vermittelt.

Aber für jene, deren Füße passen bzw. passend gemacht worden, sind sie zumindest optisch ein Hingucker und definitiv eine Attraktion jener Einheimischer aus Gegenden, wo der Barfußtrend noch nicht angekommen ist. So erfährt man schnell, wie sich ein Zootier fühlen muss, wenn man von Wildfremden angesprochen und um die Möglichkeit eines Fotos gebeten wird. Als Zuschauer durfte ich dieses Schauspiel begutachten und freue mich ehrlicherweise darüber, dieses Gefühls erspart worden zu sein.

Den einen oder anderen Vergleich zwischen leguano und FiveFingers ziehe ich sicher noch in meinem nächsten Artikel über meine Erfahrungen als Barfußläufer auf Wanderschaft. Über 700 Kilometer war ich zu Fuß unterwegs mit 12 bis 15 Kilogramm Gepäck: durch Wind und Wetter auf Straßen, über Klippen, durch Matsch in Naturschutzgebieten und Kuhmistwiesen und am Strand; mit Adidas, Vivobarefoot und natürlich leguano.

Also, bis zum nächsten Mal, Bea